Liebe Pilgerinnen und Pilger,
liebe Besucher unserer Homepage,
in unserer Zeit übt das Pilgern eine neue Faszination auf viele Menschen aus. Seit Jahren werden die Pilgerwege durch unsere Heimat, durch unser Land, durch Europa, durch Spanien nach Santiago de Compostela immer beliebter. Zahlreiche Pilger, alte und junge, christliche und nicht-christliche, kirchliche und kirchenfremde gehen auf diesen Wegen. Sie suchen auf ihren Wegen nach dem Geheimnis ihres Lebens. Sie haben den Eindruck, dass sie auswandern müssen aus alten Gewohnheiten. Sie erfahren auf den Wegen das Wesen ihres Menschseins. Denn Menschsein bedeutet wesentlich: Auf dem Weg sein. Seit jeher ist der Weg ein Ursymbol für das, was den Menschen ausmacht.
Der zweite Gesichtspunkt der Pilgerschaft ist die Verwandlung. Wandern hat mit Wandlung zu tun. Unser Leben besteht aus einer ständigen Wandlung. Wer sich nicht wandelt, bleibt innerlich stehen. Er entwickelt sich nicht, er bleibt starr. Leben heißt, dass wir ständig in Bewegung sind, dass wir uns nicht ausruhen können auf den erreichten Erfolgen, auf dem Besitz, auf dem Reifegrad, zu dem wir uns entfaltet haben. Nur wer sich wandelt, bleibt lebendig. Wir können nie sagen: Ich weiß jetzt, wie Leben geht. Das Leben ist voller Überraschungen, wie auch unser neuer Weg von Rothenburg ob der Tauber zum Kaiserdom nach Speyer.
Der dritte Aspekt des Pilgerns ist das Ziel. Das Ziel ist aber nie nur ein äußeres Ziel, das wir uns auf der Landkarte ausgesucht haben. Der Dichter Novalis hat die bekannte Frage gestellt "Wohin denn gehen wir? - Immer nach Hause". Die Pilger früherer Jahrhunderte sind immer auf ein spirituelles Ziel hingewandert, zu einer griechischen Orakelstätte, zu einer Kirche auf einem Berg, zu einer Wallfahrtsstätte. Ihr Pilgerweg hatte ein Ziel: Es war ein Ziel in der Ferne, an dem sie sich Gott besonders nahe fühlten.
Wir möchten euch, liebe Pilgerinnen und Pilger, ermutigen, euch auf den Weg zu machen, zu einer Pilgerreise aufzubrechen. Aufbrechen beinhaltet immer den Mut zu etwas Neuem, zu einem Abenteuer. Aufbrechen hat immer etwas mit Abbrechen zu tun. Den gewohnten Gang des Alltags muss ich abbrechen, damit der Aufbruch gelingt. Wir wünschen euch sehr, dass der Aufbruch gelingt und sich lohnt, dass er zum Ziel führt.
Unter diesem Blickwinkel haben wir auch den neuen Jakobsweg von Rothenburg ob der Tauber nach Speyer entworfen. Er soll nach unseren Wünschen ein spiritueller Pilgerweg sein. Er führt durch zauberhafte Landschaften, zu idyllischen Fleckchen Erde und zeigt uns die ganze Größe und Schönheit der Schöpfung. Bewusst haben wir die Stätten des christlichen Glaubens wie Kirchen, Kapellen, Bildstöcke mit in den Weg eingebunden, bewusst haben wir im Jagsttal die "Hohe Straße" verlassen, um eure Schritte zu diesen wertvollen Kunstschätzen zu lenken – auch auf Kosten eines Umwegs. An unserem Jakobsweg wohnen und leben viele liebenswerte Menschen. Sucht den Kontakt, er gehört zum Erlebnis des Wegs. Sagt ihnen, wie sehr ihr die Gastfreundschaft schätzt. Ermuntert auch die Pfarrer am Weg, ihre Kirchen für Pilger zur besinnlichen Einkehr tagsüber offen zu halten, trotz mancher Gefahren.
Eine Weisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius möchten wir mit auf den Weg geben: "Wohin du auch gehst, gehe mit deinem ganzen Herzen".
Mit herzlichen Pilgergrüßen, eure Jakobusinitiative aus Mühlhausen,
Pfarrer Manfred Tschacher, Eppingen
Bertold Ronellenfitsch, Mühlhausen-Rettigheim
Rudi Kramer, Mühlhausen