Kloster Schöntal - die Perle des Jagsttals

Die Wallfahrtskirche von Neusaß (1395)
In
Westernhausen mit seiner barocken Kirche verlässt der Pilger für kurze Zeit das Jagsttal und wandert über Halsberg hinauf zum
Wallfahrtsort Neusaß in der Nähe der "Hohen Straße". Wenn der Pilger dort oben an der Wasserscheide zwischen Jagst und Kocher steht, ist er fasziniert von der Schönheit und Weite der Landschaft. Genau an dieser Stelle liegt der beschauliche Wallfahrtsort, wahrscheinlich das Vorgängerkloster von Schöntal. Wolfram von Bebenburg aus den Geschlecht der Ritter von Berlichingen, des Öfteren zu Gast im neu gegründeten Kloster Maulbronn (1147), erfüllte ein Gelübde, das er bei einem Kreuzzug abgelegt hatte: Er schenkte den drei Mönchen Herwicus, Henricus und Siboto hier in Neusaß Grund und Boden, der ihm persönlich gehörte. Die Mönche bauten um 1152 eine hölzerne Kapelle und legten einen See an.
Doch der Platz an der viel bereisten "Hohen Straße" behagte den Mönchen nicht, die nach Einsamkeit suchten. Diese Beschaulichkeit fanden sie im nahen Jagsttal, wo es noch keine ausgebaute Straße gab. Die Edlen von Berlichingen stellten das Gelände für ein Kloster zur Verfügung unter der Bedingung, die Klosterkirche als Grablege benutzen zu dürfen. Die Bewohner der Umgebung fanden aber wenig Bezug zu den Mönchen, die wegen ihrer strengen Klausur eine "Sonderwelt" bildeten. Deshalb zog es die Gläubigen immer wieder ins nahe Neusaß. Bereits 1395 wird von einer Wallfahrtskirche in Neusaß berichtet, und 1397 erlaubt Kaiser Wenzel, bei der Wallfahrtskirche einen Markt abzuhalten. Hier in Neusaß fühlten sich die Bauern und Handwerker geborgen und mit ihren Alltagssorgen verstanden.

Schmerzensmutter Maria (1470/80)
Ein Besuch der Wallfahrtskirche lohnt sich in jedem Fall. Im Hochaltar begegnen wir der Schmerzensmutter Maria (1470/80) inmitten eines Kranzes goldener Rosen. Generationen von Pilgern und Wallfahrern suchten hier Hilfe, ebenso beim nahen "Heiligenbrünnle", das 1667 neu gefasst wurde und insbesondere bei Augenleiden Heilung bringen soll. Auf der linken Seite im Kirchenschiff ist Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm zu sehen (1450/60). Ein Leinwandbild aus dem Jahr 1865 zeigt die Verkündigung des Engels an Maria. Im Kirchenschiff hängt ein Kreuz aus dem 15. Jahrhundert. Darunter stehen einer der bedeutendsten Mönche des Zisterzienserordens, Bernhard von Clairvaux, sowie die heilige Gertrud. Über dem Seiteneingang steht ein Werk aus der Barockzeit: Mutter Anna Selbdritt.
In einiger Entfernung von der Kapelle steht seit über fünfhundert Jahren eine mächtige Linde, ein eindrucksvolles Naturdenkmal. In ihrer Umgebung fand über mehrere Jahrhunderte hinweg der Neusaßer Markt statt, der über die "Hohe Straße" Marktbesucher aus nah und fern zusammenführte.

Kloster Schöntal, Zisterzienserabtei
Auf einem schmalen Wanderweg geht es zum ehem.
Zisterzienserkloster Schöntal (1157 - 1802). Das gewaltige Bauwerk ist die schönste geistliche Residenz der Barockzeit im Norden Baden-Württembergs. Zur Anlage gehören neben der Barockkirche mit ihrer reichen Ausstattung und dem ebenso prunkvollen Konventsgebäude zahlreiche Wirtschaftsgebäude, Torhäuser, der Mohrenbrunnen, ein großer Klostergarten sowie die barocke Heiliggrabkapelle und ehem. Kreuzkapelle auf dem neben dem Kloster liegenden Kreuzberg.

Kloster Schöntal, Abteikirche, barocker Hochaltar
Im Jahre 1157 zog man von Neusaß nach Schöntal an die Jagst. Abt Benedikt Knittel (1650-1732) begann nach 1700 mit dem Ausbau der Anlage als "Heilige Stadt Jerusalem des Jagsttals". Auf dem Kreuzberg errichtete er die Heiliggrabkapelle. Die Abteikirche verstand er als Sinnbild des neuen himmlischen Tempels.
Über dem Haupteingang der Kirche erblickt der Pilger eine Kopie des Hauptportals als "schöne Pforte" des Tempels in Jerusalem. Abt Benedikt Knittel, der für seine nach ihm benannten Knittelverse bekannt ist, spielte bei dieser Darstellung mit dem Namen Schöntal. Das Mittelfeld des Altares im linken Seitenchor zeigt ein Relief der Verklärung Jesu, auf dem auch der Apostel Jakobus zu erkennen ist.

Jagsthausen. Jakobuskirche
Das Kloster wurde 1802 säkularisiert und dem Königreich Württemberg einverleibt. Die Klostereinrichtung wurde nach Stuttgart gebracht und das Gebäude zunächst als Oberamt genutzt. Von 1810 bis 1975 beherbergte das Kloster Schöntal das Evangelisch-theologische Seminar, eine evangelische Klosterschule. In der Neuen Abtei - heute ein Bildungshaus der Diözese Rottenburg-Stuttgart - befindet sich die Grablege des Ritters Götz von Berlichingen.

Jagsthausen. Jakobuskirche, Jakobus als Pilger
Hinter dem Kloster teilt sich der Pilgerweg in eine Südroute über Bad Wimpfen und eine Nordroute über Mosbach, die in Sinsheim wieder aufeinander treffen.
Jagsthausen, bekannt durch die Freilichtspiele in der Götzenburg, besitzt auch eine mittelalterliche
Jakobuskirche (14. Jh.). Im Innern ist an der Emporebrüstung unter den Aposteln auch Jakobus als Pilger dargestellt (1797). Über
Olnhausen und das Fachwerkstädtchen
Widdern erreichen wir
Möckmühl, dessen historische Altstadt mit Burganlage zum Verweilen einlädt.