Kultur- und kunsthistorische Sehenswürdigkeiten in Speyer
"Macht euch auf nach Speyer", so lautet ein Zitat in Goethes Götz von Berlichingen. Ein kluger Rat des Geheimen Rats, denn die Dom- und Kaiserstadt am Rhein gehört zu den ersten Adressen für kultur- und kunsthistorisch interessierte Gäste. Geschichtsträchtige, kirchliche Architektur, beeindruckende Fassaden unterschiedlicher Bauepochen, verwinkelte Gassen und romantische Plätze prägen heute das Gesicht der Stadt und sind Zeugnisse der historischen Bedeutung der Kaiserstadt am Rhein.
Speyer. Dreifaltigkeitskirche
In den Jahren 1701 bis 1717 wurde die
Dreifaltigkeitskirche nach den Plänen des kurpfälzischen Hofbaumeisters Johann Peter Graber nach dem Vorbild der Frankfurter Katharinenkirche erbaut. Sie gilt als spätbarockes Gesamtkunstwerk von überregionaler Bedeutung. Die gesamte Innenausstattung stammt aus der Entstehungszeit. Hervorzuheben sind die Holzschnitzereien an Altar und Kanzel mit Szenen aus dem Alten und neuen Testament. Am 20. April 1529 verlassen sechs Fürsten und 14 freie Reichsstädte in einer feierlichen Protestation den zweiten Reichstag zu Speyer. In Erinnerung an dieses weltgeschichtliche Ereignis wurde von 1893 bis 1904 mit Spendenmitteln aus aller Welt und mit Unterstützung des Kaiserhauses der Hohenzollern der neugotische Bau der
Gedächtniskirche im Süden der Stadt errichtet. Mit dem höchsten Turm in Speyer ausgestattet, gehört dieser in allen Teilen mit hoher Qualität ausgestattete neugotische Kirchenbau zu den hervorragenden Leistungen seiner Zeit. Vor allem der einzigartige Glasfensterzyklus und die Orgel machen den Besuch der Kirche zu einem Erlebnis der besonderen Art.
Speyer. Altpörtel
Das
Altpörtel ist mit 55 Metern eines der höchsten Stadttore Deutschlands. Das westliche Haupttor bildete mit der Stadtmauer und weiteren Türmen die mittelalterliche Stadtbefestigung. Belohnt wird der Aufstieg über 154 Stufen mit einem herrlichen Rundblick über die Rheinebene zwischen Heidelberg und der Deutschen Weinstraße. Das Speyerer
Judenbad wird 1126 erstmals erwähnt und ist eine der ältesten erhaltenen Anlagen dieser Art. Ein tonnengewölbtes Treppenhaus führt über einen Vorraum zum zehn Meter tief gelegenen Badeschacht. Hier wurde die kultische Reinigung durch Untertauchen in kaltes "natürliches" Wasser vorgenommen, wie es das mosaische Gesetz vorschrieb. Das
Speyer. Judenbad
Kloster St.Magdalena wurde 1232 gegründet und 1304 in ein Dominikanerinnenkloster umgewandelt. Die heutige Kirche stammt aus den Jahren vor 1708.
St. Ludwig birgt Reste des Chores der 1266 erbauten Dominikanerkirche. Mit dem Boßweiler Altar aus dem Jahre 1485 und einem gewirkten Antependium um 1500 besitzt die Kirche zwei bedeutende pfälzische Kunstwerke der Spätgotik. Die
Alte Münze wurde als "neues Kaufhaus am Markt" 1748 an der Stelle der mittelalterlichen Münze errichtet. Bis ins 19. Jahrhundert war sie Umschlagplatz für den Handel, später Sitz verschiedener Behörden.
Der Dom ist Maria geweiht und war als bedeutende Marienwallfahrtskirche immer auch ein wichtiger Sammelpunkt der Jakobspilger.
Speyer. Bronzefigur eines Jakobspilgers
Eine überlebensgroße
Pilgerfigur in der Nähe des Doms erinnert daran. Zur 2000-Jahrfeier der Stadt Speyer 1990 schenkte Bischof Anton Schlembach der Stadt die Bronzefigur eines Jakobspilgers. Der Auftrag ging an den in München tätigen Bildhauer Martin Mayer. Der Pilger sollte, den Dom im Rücken, mit Blick gen Santiago de Compostela aufgestellt werden. Sehr gesammelt zeigt Martin Mayer den Pilger, in einen weiten Mantel gehüllt, den Blick unter dem breitkrempigen Hut vor sich auf seinen Weg gerichtet, ohne auf die Umgebung zu achten, mit ausholendem Schritt auf großen, bloßen Füßen. Seine rechte Hand umgreift den Pilgerstab. Die andere Hand lüftet den Mantel. Die kräftig gebaute Figur ist in Haltung, Gestik und Mimik der Außenwelt verschlossen. Das Antlitz verrät in seiner konzentrierten Dichte die Einsamkeit des Wanderers und das Getriebensein zum Bestimmungsort. Die Augen blicken in die Ferne, als ob sie das Ziel schon vor Augen hätten: Santiago de Compostela. Hier beim Bronzepilger beginnen die weiterführenden Jakobswege durch das Elsaß, durch Burgund sowie durch Lothringen.